Kopfsache
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Es ist schon erstaunlich, wieviel der Kopf ausmacht!
Was sich kürzlich als Rückschlag zeigte, war zum Glück ein perfekt getarnter Entwicklungsschub. Aber erstmal zurück: Ich war wirklich geknickt und fühlte mich nach dem misslungenen FTP-Test richtig krank. Ich befürchtete schon, denselben langen Leidensweg durchlaufen zu müssen wie vor genau einem Jahr. Damals hatte ich Halsschmerzen und war ziemlich matt. Ich war vorsichtig und fuhr mein Training runter – um dann doch ein paar Tage später einen Lauftest zu machen, der mich wirklich total umhaute. Fast ohne Training vegetierte ich gut zwei Monate vor mich hin und war zunehmend frustriert. Am Ende entpuppte sich alles als eine Allergie und plötzlich ging‘s wieder aufwärts. Der Kopf zieht einen (zumindest mich) dermaßen runter, dass man dann wirklich krank und lustlos ist.
Sollte mir das gleiche jetzt wieder passieren? Bei der Intervall-Einheit auf dem Rad in der folgenden Woche wollte ich dann endlich Gewissheit haben. Und die bekam ich prompt: Ich schaffte es noch nicht einmal im Ansatz, die erforderliche Leistung zu treten. Ich hatte mich tatsächlich verschlechtert! War ich im Übertraining? Was war los? Ich versuchte wenigstens die leichten Etappen des Workouts durchzufahren und war zum Ende – am Ende! Ich war völlig frustriert. Wie bitte soll das jetzt weitergehen? Bitte nicht noch einmal 2 Monate pausieren!
Der langsame Lauf am Tag darauf tat gut. Ich lief bewusst sehr locker und nur nach Gefühl. Hinterher ging es mir besser, aber der Schrecken von gestern schlich natürlich trotzdem wie ein räudiger Kater um mich herum.
Als dann am Wochenende wieder die Rolle auf dem Programm stand, war mein Plan, mich mit stark reduzierter Leistung einzufahren: eine Rampe mit leicht ansteigender Intensität. Und je nachdem wie es laufen sollte, wollte ich die Vorgaben erfüllen oder einfach nur 90min gemäßigt durchfahren.
Ich weiß gar nicht, warum ich meinen zweiten (alten) Fahrrad-Computer ebenfalls dabei hatte. Er sollte aber mein Augenöffner und Erlöser werden. Denn die Geräte zeigten – je nach Intensität – eine Differenz von mindestens 25 bis zu 60 Watt an. Und langsam dämmerte mir, dass bei den letzten Workouts die Leistung an der unkalibrierten Rolle und nicht an meinem Powermeter am Rad gemessen wurden. Kein Wunder, dass ich eingebrochen bin. Und noch besser: Bei meinem FTP-Test muss ich mich demnach sogar um einiges verbessert haben! Das gab mir so viel Schub, dass ich das laufenden Program nicht nur locker absolvierte, sondern gleich noch die Intensität etwas nach oben schraubte. Die Welt war plötzlich eine ganz andere und in mir war eine Energie, die ich vor 10min überhaupt nicht wahrgenommen hatte.
Klar, ich wusste, dass mentale Stärke ein erheblicher Faktor ist. Aber jetzt war ich wirklich beeindruckt. Ich hatte beides erlebt: Niedergeschlagenheit und nun zum Glück auch wieder Euphorie. Ich denke, ich sollte das Mentale ebenfalls ein wenig trainieren. Wird mir beim Ironman nicht schaden!
2 Kommentare
Hallo René, danke für Deinen Kommentar. Ich hab mich wohl missverständlich ausgedrückt: Vor einem Jahr haben mich die Halsschmerzen zu der zweimonatigen Trainingspause gezwungen, weil ich meine Gesundheit nicht aufs Spiel setzen wollte. Das hat mich runtergezogen. Aber die Arbeit an der mentalen Fitness hat so oder so enormes Potential!
Klasse das sich das als Schub herausgestellt hat! An der mentalen Fitness musst du – deinen Schilderungen zu Folge – allerdings wirklich arbeiten, eine lange Zeit über Wochen/Monate wegen einem “kurzen” Leistungseinbruch einzuplanen die man ggf. nicht trainiert ist auch eher kontraproduktiv. Also Kopf hoch und Zähne zusammenbeißen :-)