Ausdauertraining macht gelassen

GELASSENHEIT

In ihrem Buch „Going Long. Triathlontraining für die Langdistanz” nennen Friel/Byan notwendige Haltungen, um ein großes Projekt wie eine Triathlon-Langdistanz zu finishen: 

Selbstvertrauen, Fokus, Selbstgenügsamkeit, Anpassungsfähigkeit, emotionale Ausgeglichenheit, mentale Klarheit, angemessene Anspannung, Konsistenz & Hingabe und natürlich auch Ausdauer.

Für 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und einen anschließenden Marathon muss man nicht nur physiologisch einiges mitbringen bzw. sich antrainieren. Man braucht auch im Kopf jede Menge Ausdauer, oder anders formuliert: Gelassenheit. 

Der Kopf läuft mit – und zwar nicht nur im dem Sinne, dass es nützlich ist, mentale Stärke aufzubauen. Es entwickelt sich eine andere Haltung und Einstellung, sich Herausforderungen anzunähern. Ich würde sagen, man wird geduldiger, gelassener und auch vielleicht sogar auch „demütiger“.

Das ist für mich das Faszinierende am Ausdauersport: Erfolg stellt SICH ein! Es gibt nicht den einen Hebel, den ich nur (wie einen Lichtschalter) umlegen muss. Ich arbeite an den Grundlagen und Möglichkeitsbedingungen, damit sich etwas entwicklen kann, das wesentlicher komplexer ist als „Schema F“, „an und aus“ oder „eins und null“.

Das schult Gelassenheit bei gleichzeitiger Hingabe und es trainiert Selbstgenügsamkeit in Anspannung. Das Ergebnis ist eine Ausgeglichenheit, in der ich mir als Akteur bewusst werde, wenngleich ich nie alles „in der Hand haben“ kann. Ich bin dependend und doch frei zugleich.

Genau das wurde mir dieser Tage während eines Laufs (wie sollte es anders sein) noch einmal schlagartig bewusst als ich über mögliche Wettkampf-Absagen nachdachte und mein eigentliches Ziel, den Ironman in Frankfurt, in weite Ferne rücken sah.

Ich wunderte mich über mich selbst, wie ich das so gelassen hinnehmen konnte ohne dabei mein doch relativ ambitioniertes Training aufzugeben. Ich vermute, dass Ausdauertraining einen größeren Weitblick mit sich bringt – einen längeren Atem eben. Hindernisse tauchen so oder so immer wieder auf. Über eine längere Distanz gesehen, wiegen sie jedoch nicht ganz so schwer. Vielleicht auch, weil es dann nicht mehr bloß ums Ziel geht (diesen einen, kurzen Moment), sondern tatsächlich auch um den Weg und die Freude an der Bewegung, am Steuern und Agieren.

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