Flipcharts gestalten – grundlegende Tipps

Flipcharts gestalten – grundlegende Tipps

Eine steile These vorneweg: Ich halte nichts davon, mit Flipcharts primär beeindrucken zu wollen. Für mich sind sie eine Verstehenshilfe, die ich heranziehe, um Inhalte besser nachvollziehbar zu machen.

Viele sagen, „oh, ich will auch so schöne Flipcharts gestalten können!“. Mit diesem hohen künstlerischen Anspruch setzen sie sich unnötig unter Druck und gestalten am Ende gar nichts.

Hier kannst Du Dir eine PDF-Vorlage zum Lernen von Symbolen für Flipcharts downloaden

Warum gute Flipcharts nichts mit malerischen Talent, sondern vielmehr mit solider und schlichter Präsentations-„Kunst“ zu tun haben, möchte ich in diesem kurzen Artikel beschreiben und dazu gleich ein paar Kriterien und Tipps mit an die Hand geben.

Behaltet dabei die Tatsache im Hinterkopf, dass ja auch bei PowerPoint, die ganzen hässlichen Effekte und nutzlosen Übergänge eine Präsentation eher schlechter machen.

Kriterien für gute Flipcharts

1. Flipchart-Kriterium: Nützlichkeit

Ich habe es eben schon gesagt, aber hier geht es um den Kern und der sollte nicht aus den Augen verloren werden: Mit einem Flipchart möchte ich in erster Linie meine Zuhörer*innen unterstützen, die Inhalte besser aufnehmen und verarbeiten zu können.

Fragt Euch immer, ob es um Euch (Imponiergehabe) oder um den Inhalt geht, von dem Ihr sprecht.

Wenn Ihr den Fokus auf gut aufbereiteten Inhalt legt, dann imponiert Ihr automatisch und ganz nebenbei. Ein weiterer Vorteil ist, dass Ihr Euch nicht so stark unter Druck setzt: Denn schließlich geht es nicht um Euch, sondern Ihr habt interessante Themen, die den Zuhörer*innen einen Mehrwert liefern. Wenn es Euch primär um den Nutzen der anderen geht, könnt Ihr Euch voll auf die Inhalte konzentrieren und seid nicht so aufgeregt.

2. Flipchart-Kriterium: Klarheit

Gutes Design ist immer klar und unterstützt die Funktion. Lenkt also nicht nur mit überflüssigen Kritzeleien vom Thema ab, sondern versucht, Euch auf das Wesentliche zu beschränken – und das in aller Klarheit. Dazu zählt beim Flipchart vor allem die Schrift. Das ist für mich der einzige Punkt, den man wirklich trainieren sollte. Versucht eine für Euch passende Schriftart zu finden und trainiert diese. Am besten eine ganze Zeile für jeden Buchstaben.

Und keine Angst: Das funktioniert sogar, wenn man so eine Sauklaue wie ich hat.

Übt und nehmt Euch Zeit beim Schreiben. Nutzt dazu die Kästchen oder Punkte auf dem Papier. Wenn’s besonders schön werden soll, schreibe ich manchmal die Buchstaben mit Bleistift vor. Und das ist auch eine gute Überleitung zum nächsten Punkt:

3. Flipchart-Kriterium: Ausgewogenheit

Das Ziel ist ein homogenes Erscheinungsbild, bei dem möglichst wenig in eine Ecke rutscht. Leider weiß man während des Schreibens nicht genau, wieviel Platz noch benötigt wird. Deshalb skizziere ich oft meinen Entwurf zunächst auf einem A4-Bogen und stelle dann schnell fest, welcher Abschnitt mehr oder weniger Platz benötigt und wie ich alles später anordnen kann. Und das übertrage ich dann (wie unter Punkt 3 beschrieben) mit Bleistiift auf das Flipchart-Papier, um auch dort noch ein wenig schieben zu können. Das Ergebnis sollte dann sowohl ausgewogen im Verhältnis zur gesamten Fläche sein (also eher „luftig“) als auch ausgewogen in Hinblick auf die Zeilen und Abschnitte zueinander. Und damit habt Ihr eigentlich den folgenden Punkt schon ausreichend erfüllt:

4. Flipchart-Kriterium: Übersichtlichkeit

Wer eine gute Übersicht geben kann, ermöglicht anderen Menschen, Zusammenhänge zu erkennen und Verknüpfungen herzustellen. Das könnt Ihr zusätzlich dadurch unterstützen, indem Ihr weitere Orientierungspunkte bereit stellt. Auf dem Flipchart kann man dazu wunderbar Rahmen (oder auch: „Container“) zeichnen, um Dinge hervorzuheben oder um sie auf dem Papier besser zu verankern, was die Lesbarkeit und Übersichtlichkeit ungemein erhöht. Mit diesen Markierungen könnt Ihr zum Beispiel Überschriften klar hervorheben, ohne dabei eine besondere, dickere oder effektvolle Schrift benutzen zu müssen.

Diese Rahmen und Container kann man natürlich auch noch mit wehenden Fähnchen verzieren – muss man aber nicht.

Versucht mal, um den kompletten Inhalt Eures Charts noch einen Container zu ziehen und Ihr werdet feststellen, dass alles plötzlich viel zusammenhängender und „begreifbarer“ aussieht. Simpel und toll!

Kriterien für gute Flipcharts

5. Flipchart-Kriterium: Struktur

Euer Ergebnis dürfte schon jetzt sehr gut strukturiert aussehen. Aber es gibt natürlich noch weitere Orientierungshilfen: Eine Nummerierung hilft, besser einzuschätzen, wo man sich im Vortrag befindet und wie viel noch kommt. Wenn Ihr dagegen eine Argumentationslinie habt, könnt Ihr Eure Punkte beispielsweise auch mit einer gestrichelten Linie oder mit Pfeilen verbinden. Hier könnte die Kernthese in der Mitte stehen und per Pfeil auf weitere Aspekte drumherum verweisen.

Es geht letztlich nur darum, das Schema, das Ihr für Euch im Kopf habt, bildlich den anderen zur Verfügung zu stellen.

Dabei werdet Ihr merken, dass der Versuch, die Struktur bildlich dazustellen, bereits Eure Gedanken im Kopf sehr hilfreich sortiert. Eure Zuhörer*innen werden Euch für diese anstrengende Vorarbeit sehr dankbar sein!!!

6. Flipchart-Kriterium: Schlichtheit

Hier greife ich zum einen meine einleitenden Worte auf: Habt nicht den Anspruch, Kunstwerke herzustellen, sondern bemüht Euch, Inhalte unterstützend zu vermitteln! Zum anderen knüpft der Punkt „Schlichtheit“ direkt auch an den letzten Punkt an: Eine Flipchart-Gestaltung kann Euch helfen, das Wesentliche Eurer Aussagen hervorzuheben.

Fragt Euch: „Worauf kommt es wirklich an?“ „Was ist der Kern der Aussage?“

Je weniger auf dem Flipchart steht, desto beeindruckender wird es sein. Probiert es aus und testet die Reaktionen, wenn ihr auf ein einzelnes Flipchart nur ein einziges Wort schreibt – das muss dann wirklich wichtig sein! Auch hier leistet Ihr mit Eurer Fokussierung einen wertvollen Dienst. Aber auch wenn Ihr mehrere Punkte auf Eurem Chart habt, wirkt eine kleine Hervorhebung umso stärker, je weniger Überflüssiges ansonsten vorhanden ist. Das kann eine kleine Zeichnung oder auch nur ein Pfeil oder Container sein. Hier wirkt auch ein kleiner Farbtupfer Wunder, solange der Rest auf Farbe verzichtet.

Flipchart

Noch etwas zum Schluss:

Natürlich gestalte ich meine Flipcharts auch nicht immer nur schlicht und gönne mir die eine oder andere Zeichnung – weil es mir einfach Spaß macht. Mit diesem Artikel wollte ich aber deutlich machen, dass der eigentliche Mehrwert der Gestaltung nicht im Aufhübschen liegt. Vielmehr kann man hier manches auch „verbessschlimmern“. Außerdem müsst Ihr Euch nicht unter Druck setzen, vor den Zuhörer*innen etwas Künstlerisches abliefern zu müssen. Wobei – die wahre Kunst ist es, Inhalte hilfreich und nützlich aufzubereiten. Aber dafür braucht man keine besonderen Zeichenkünste!

Schau Dir mein Video zum Thema Flipchart-Gestaltung an:

Wie man wirklich gute Flipcharts gestaltet

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