Die alles entscheidende Coaching-Frage
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Es ist sicherlich eine gewagte These zu behaupten, dass es eine bzw. DIE entscheidende Frage für Coaching und Supervision geben könnte. Denn es gibt ja zahlreiche hilfreiche Fragen und Fragetechniken. Und sicherlich ist auch der Kontext entscheidend, der eine Frage zu einer nützlichen Frage macht.
Dennoch bleibe ich dabei: EINE Frage ist für mich alles entscheidend.
Dennoch bleibe ich dabei: Eine Frage ist für mich alles entscheidend. Und zwar aus dem Grund, weil ich mir diese Frage vor jedem Gespräch selber stelle! Es ist eine Skalierungsfrage, mit der ich mich in die „richtige“ Haltung bringe, um meinem Gegenüber im Gespräch überhaupt dienlich sein zu können. Sie lautet: Auf einer Skala von 1-10, wenn 10 das Optimum ist und 1 das Gegenteil davon: „Wie sehr bin ich davon überzeugt, dass mein Gegenüber alles mitbringt, um selbst zu einer guten Lösung zu kommen?“
„Wie sehr bin ich davon überzeugt, dass mein Gegenüber alles mitbringt, um selbst zu einer guten Lösung zu kommen?“
Wenn ich mir diese Frage ernsthaft stelle, merke ich sofort, wie wichtig es ist, volles Zutrauen in den Menschen zu haben, mit dem ich gleich eine Runde spazieren und sprechen werde. Ich selbst komme in die alles entscheidende Haltung des sogenannten „Nicht-Wissens“, das mich davor schützt, vorschnell Ratschläge und Tipps zu formulieren, die vielleicht für mich passende wären. Für andere erzeugen sie im schlimmsten Fall das Gefühl, sich noch kleiner und hilfsbedürftiger zu fühlen. Meine Haltung des „Nicht-Wissens“ hilft mir, besser zuzuhören, mitgehen zu können und vor allem ganz starke Signale von Empowerment auszusenden, weil ich davon überzeugt bin, dass Menschen ihre Ressourcen wiederentdecken und neu aktivieren können. Außerdem stelle ich an mir selber fest, wie wichtig es ist, Vertrauen in die Lösungskompetenz von Personen zu setzen, wenn ich gerade selbst am Gelingen zweifle.
Um es noch konkreter zu machen, kann ich mich zusätzlich fragen, woran mein Gegenüber meine eigene Zuversicht in ihre Lösungskompetenz merken wird!
Die Frage nach meiner eigenen Überzeugung lässt mich in der bestmöglichen Verfassung in Gespräche gehen. Durch die Skalierung komme ich in ein Zwiegespräch mit mir selbst, indem ich mich langsam bis zur „zehn“ hoch hangele. Dieser Prozess ist jedes Mal sehr intensiv und die beste Vorbereitung, um mit einer dienlichen Haltung Gespräche zu führen. Alle anderen Fragen ergeben sich aus dieser Haltung dann fast wie von selbst (wobei man natürlich seinen Frage-Wortschatz beständig und kontinuierlich wie beim Vokabeln-Lernen trainieren sollte).
Ich bleibe also dabei: Die entscheidende Coaching-Frage ist die Frage, die ich mir vorab selbst stelle!