Das Riemann-Thomann-Modell

Das Riemann-Thomann-Modell

Was ist das Riemann-Thomann-Modell?

Das Riemann-Thomann-Modell ist Verstehenshilfe, um besser nachvollziehen zu können, weshalb Menschen so oder so reagieren. Es verzichtet darauf, Menschen auf einen bestimmten Typus oder ein defizitäres Verhaltes zu reduzieren. Sondern umgekehrt: Es nimmt die unterschiedlichen Sehnsüchte in den Blick.

Auf welchen Annahmen basiert das Riemann-Thomann-Modell?

Nach Fritz Riemann ist Angst ein wesentlicher und bestimmender Faktor des Lebens, den der Mensch immer wieder neu und anders zu bewältigen versucht. Riemann unterscheidet dabei zwischen folgenden „vier Grundformen der Angst“:
  • die Angst vor Hingabe

  • die Angst vor Einsamkeit

  • die Angst vor Grenzenlosigkeit

  • die Angst vor Festlegung

Diesen Ansatz hat Christoph Thomann aufgegriffen, aber umformuliert: Statt von „Grundformen der Angst“ spricht er vielmehr von „Grundbestrebungen“ oder auch „Grundausrichtungen“ des Menschen. Begrifflich hat er damit Riemanns Modell aus einer eher pathologisierenden Sprache herausgelöst und in die Alltagswelt übertragen. Thomann benennt eher die Sehnsüchte des Menschen, die sein Handeln antreiben und leiten:
  • die Distanzausrichtung (Unabhängigkeit, Individualität, Freiheit)

  • die Näheausrichtung (Harmonie, Bindung, Zugehörigkeit)

  • die Dauerausrichtung (Struktur, Routine, Systematik)

  • die Wechselausrichtung (Innovation, Veränderung, Flexibilität)

Diese vier Bestrebungen stellt Thomann in einem Koordinatensystem gegenüber und ermöglicht dadurch den Blick auf die Spannung zwischen den Sehnsüchten – und diese können in verschiedenen Kontexten recht unterschiedlich ausfallen. Damit illustriert das Modell das Gefüge leitender Faktoren im Denken und Handeln von Menschen. In dieser Anschaulichkeit kann es die Kommunikation und vor allem das gegenseitige Verständnis füreinander unterstützen.

Wie kann man mit dem Riemann-Thomann-Modell arbeiten?

Wie man das Riemann-Thomann-Modell anwenden kann

Das Riemann-Thomann-Modell anwenden

1) Einzelarbeit

Es kann sehr erkenntnisreich sein, für sich selbst eine Reflexion mithilfe des Riemann-Thomann-Modells vorzunehmen und in das Koordinatensystem nicht nur einen Punkt („Persönlichkeitsschwerpunkt“) zu setzen, der nach eigener Einschätzung den aktuellen Standort am ehesten markiert, sondern auch einen gewissen Radius (bzw. Ellipse) um diesen Punkt zu ziehen: das sogenannte „Heimatgebiet“.

2) Fokus auf Entwicklungen

Gerade dieses „Heimatgebiet“ kann den immer vorhandenen Handlungsspielraum deutlich machen. Und mehr noch: Ich kann bewusst versuchen, dieses „Heimatgebiet“ zukünftig in eine oder mehrere Richtungen weiter auszudehnen. Entsprechend kann ich auch reflektieren, inwiefern sich dieses „Heimatgebiet“ rückblickend verändert oder verschoben hat.

3) Partnerarbeit/Feedback

Die Selbstreflexion ist ein hervorragender Ausgangspunkt für einen anschließenden Austausch über Selbstbeschreibung und Fremdwahrnehmung. Vorab kann die jeweils andere Person eine Einschätzung auf Papier skizzieren und dann mitteilen, bevor diese dann mit der Selbstbeschreibung abgeglichen wird. Im Anschluss lassen sich konkrete Bedürfnisse benennen und Verabredungen vereinbaren, die zu einem verständnisvolleren Miteinander beitragen.

4) Team/Gruppe

Wird die Arbeit mit dem Riemann-Thomann-Modell in Gruppen/Teams durchgeführt, können die Persönlichkeitsschwerpunkte der einzelnen Mitglieder in einem gemeinsamen Koordinatensystem eingetragen werden. Mögliche Fragen könnten hier sein: „Was überrascht oder bestätigt?“; „Wie würden Außenstehende das Bild deuten?“, „Welche Stärken und Potentiale können wir aus der Konstellation ablesen?“

Den Arbeitsbogen zum Riemann-Thomann-Modell hier kostenlos downloaden!

Video zum Riemann-Thomann-Modell

Zurück zum Blog

Hinterlasse einen Kommentar